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Segelflieger in der Föhnwelle

Mi, 10. Feb 2016

Normalerweise herrscht am Segelflugplatz in Königsdorf während der kalten Jahreszeit Winterschlaf. Lediglich die Flugschüler des SFZ Königsdorf drücken während des Theorieunterrichts die Fliegerschulbank und in den Werkstätten herrscht Hochbetrieb bei den Wartungsarbeiten.

Benjamin Bachmaier (vorne) und Vincent Heckert (hinten) in 4000 Meter Höhe in der Föhnwelle westlich von Bad Ragaz

Am Sonntag jedoch starteten einige Piloten zu ganz außergewöhnlichen Segelflügen. Die Thermik kann momentan nicht als Aufwind der lautlosen Gleiter genutzt werden, da die Sonneneinstrahlung, der Motor für die thermischen Aufwinde viel zu schwach ist. Bei der am Wochenende vorherrschenden Föhnwetterlage bilden sich jedoch so genannte Leewellen aus. Durch den starken Föhnwind, der aus Süden über die Alpen hinweg bläst, bilden sich Luftschwingungen, vergleichbar mit einer Welle, die sich hinter einem Stein bildet, der sich im fließenden Wasser befindet. Nach einem Start, exakt mit Sonnenaufgang um halb acht und nach dem Schlepp hinter des von Sepp Eberl gesteuerten Schleppflugzeuges, klinkten die beiden Königsdorfer Youngsters Benjamin Bachmaier (24) und Vincent Heckert (19), gemeinsam im doppelsitzigen Arcus sitzend am Walchensee aus. Nach kurzem Suchen fanden die beiden im Eschen-Leinetal ein erstes Aufwindfeld. Gegen den starken Wind, der teilweise mit bis zu 90 km/h aus Südwesten blies, ging es weiter Richtung Inntal und Arlberg. Im Montafon fanden die beiden einen Aufwind, der die beiden Piloten samt ihrem insgesamt 700 kg schweren Fluggerät mit mehr als zehn Meter pro Sekunde nach oben hievte, eine Geschwindigkeit, die selbst schnelle Aufzüge in Hochhäusern kaum schaffen. Der weitere Flugweg führte das Duo bis an den Vierwaldstätter See, wo man unmittelbar vor der heranziehenden Schlechtwetterfront in 4600 Meter Flughöhe, ihrer größten Höhe des Tages wendeten. Mit minus 18 Grad war es dort auch recht kalt, so dass ein weiteres Steigen aus Komfortgründen vermieden wurde. Mit Skianzügen und dicken Fellstiefeln mit elektrischer Fußsohlen Heizung hatte man sich aber auf diese Temperaturen perfekt eingestellt. Hierbei atmeten sie auch Höhensauerstoff aus der mitgeführten Sauerstoffanlage. Auf Ostkurs ging es dann bis zum Rofan und von dort nochmals Richtung Westen. Entlang der Nordkette und Mieminger Kette, nördlich des Inntals flogen die beiden wieder Richtung Arlberg, wo sie, erneut unmittelbar vor der, von Westen ankommenden Schlechtwetterfront ihren letzten Wendepunkt setzen. Nach gut zehn Stunden Flugzeit landeten sie überglücklich in der Sonnenuntergangsstimmung wieder am Königsdorfer Segelflugplatz. Mit 957 Flugkilometer, verpassten sie zwar knapp die magische 1000km Marke, landeten aber trotzdem auf dem ersten Platz der weltweiten Segelflug Streckenflug Tageswertung. Mit Gerd Heidebrecht, der ebenfalls früh morgens gestartet war und es auf 671 Flugkilometer brachte und Hans Trautenberg, der seinen ersten längeren Flug mit dem neu angeschafften Flugzeug vom Typ Ventus 2cM absolvierte, nutzen noch zwei weitere Königsdorfer Piloten diese Wetterlage zu ihren ersten Segelflügen der 2016er Flugsaison.

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