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Segelflug Europarekord

Fr, 26. Apr 2019

Mathias Schunk rast im Föhnwind quer über die Alpen

Der frisch gebackene Rekordpilot vom SFZ Königsdorf Mathias Schunk in seinem Quintus.

Im Gegensatz zu normalen Streckenflügen, welche die Segelflieger mit Hilfe der Thermik durchführen, wo sie an sehr guten Tagen frühestens gegen halb zehn starten können, weil vorher die Sonne noch nicht genügend Kraft hat, um die Thermik zu erzeugen, ist an Tagen, wie es sie letzten Ende April gab, wo der Föhn Wind die Auftriebsquelle für die Piloten darstellt, lediglich das Tageslicht der limitierende Faktor, da der Wind Tag wie Nacht weht. Um die maximal mögliche Flugzeit zur Verfügung zu haben, hob der Geretsrieder Mathias Schunk am 25.4. pünktlich mit Sonnenaufgang um 6:14 Uhr ab. Kurz nach dem Abheben konnte er dann die aufgehende Sonne im Osten bewundern, „ein phantastischer Anblick, dafür alleine hat sich das frühe Aufstehen doch gelohnt“, beschreibt er den Frühstart. Da das gute Windsystem, wo der Südwind senkrecht zu den Bergzügen weht und somit den optimalen Aufwind liefert ab dem Inntal zu erwarten war, flog Schunk in seinem eigenstartfähigen Segelflugzeug vom Typ Quintus mit Hilfe des eingebauten Hilfsmotor bis nach Mittenwald. „Der Abflugpunkt für einen deutschen Klassenrekord muss in Deutschland liegen“, erklärt Mathias Schunk die Wahl des in dem Flugdatenrekorder, der den ganzen Flug mit Hilfe von GPS Daten aufzeichnet, gespeicherten Abflugpunktes. Einen solchen Klassenrekord stellte er bereits am Mittwoch in der Doppelsitzerklasse, gemeinsam mit seinem Copiloten Johannes Beyer über eine deklarierte Strecke von 1108km auf. Von Mittenwald flogen die beiden bis Bludenz, danach bis kurz vor den Semmering im Osten und danach nochmals bis kurz vor Bludenz und zurück nach Königsdorf.

Probleme gleich zu Beginn des Fluges

Vom Wettersteingrat flog Schunk am Donnerstag über die Mieminger Kette nach Westen im reinen Hangaufwind. "Der Südwind prallt an die Berge und dort kann man dann, wenn alles funktioniert gut Steigen", erklärt Schunk das System. An der Parseier Spitze bei Landeck jedoch versagte der Aufwind und Schunk musste nochmals umkehren und bei Imst sich ganz tief wieder hocharbeiten, was viel Zeit gekostet hat. Danach lief es dann besser, im Montafon, westlich des Arlbergs fand er den ersten Wellenaufwind. "Ähnlich wie im fließenden Wasser hinter einem Stein bilden sich auch in der Luftströmung hinter einem Berg Wellen aus, in denen wir Segelflieger steigen.", so Schunk. Mit Freigabe der Schweizer Fluglotsen durfte er bis auf 5000 Meter steigen und entlang weiterer Wellenaufwinde weiter bis zu seiner ersten Wende fliegen, nördlich des Eiger, Mönch und Jungfrau Massivs, welches aber leider komplett in Wolken verhüllt war, wie Schunk berichtet.

Im Osten schwächerer Wind

Die weitere Flugroute führte Schunk auf gleichem Flugweg wieder Richtung Osten, wo das Ziel östlich des Gesäuses, bei Eisenerz lag. Vom Wilden Kaiser nach Osten sank die Geschwindigkeit jedoch, da der Südwind dort deutlich schwächer war, so dass er die Wende erst um 13:20h erreichte, etwas später als im Zeitplan vorgesehen. Auf gleichem Weg ging es nun zurück, wobei die größte Herausforderung die Querung vom Wilden Kaiser gegen den Wind zum Rofan war. "Der wilde Kaiser ging leider nur bis etwa 2500m, was normalerweise ein bißchen zu wenig ist, um vernünftig vorfliegen zu können, berichtet Schunk. Bei Wörgl gab es nochmals einen kleinen Wellenaufwind und so erreichte er den Rofan in ausreichender Höhe und konnte zügig zur Nordkette bei Innsbruck weiter fliegen. Im Westen fand er den Einstieg in die Welle im Montafon erneut problemlos und mit einer Höhenfreigabe der Schweizer Fluglotsen bis auf 6000m war der Weg zur dritten und letzten Wende, die etwas östlicher der ersten lag, in dem schweizer Wellensystem, trotz der zunehmenden Bewölkung kein größeres Problem. Ab 18 Uhr ging es mit starkem Rückenwind nach Hause, bzw. zunächst noch zum deklarierten Zielpunkt bei Kufstein.

21 Jahre alter Rekord gebrochen

Ein angemeldeter Flug über drei Wendepunkte über 1541,7 km waren damit erfolgreich geschafft, der alte Europarekord aus dem Jahre 1998 der beiden Österreicher Wolfgang Janowitsch und Herrmann Trimmel um 10km überboten. Nach knapp 14 Stunden Flugzeit landete Schunk um 20:02 Uhr, 13 Minuten vor Sonnenuntergang überglücklich wieder in Königsdorf, wo ihm sein Co vom Vortag, Johannes Beyer, der an diesem Tag eine Strecke von 1100 km schaffte, als allererstes gratulierte. Nach seinen drei Europarekorden aus den Jahren 2012 und 2013, nennt sich Schunk, der im Herbst zum Geretsrieder Sportler des Jahres gewählt worden war, nun vierfacher Europarekordler.

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