Segelflug EuroparekordMo, 01. Apr 2024
Benjamin Bachmaier fliegt in zwölfeinhalb Stunden 1459 km im reinen SegelflugDer frischgebackene Europarekordpilot vom SFZ Königsdorf Benjamin Bachmaier in seinem Flugzeug vom Typ Ventus 2bx (Bild Mathias Schunk)
Der Sahara Staub behinderte bei Bachmaiers Europarekord die Flugsicht zum Teil, wobei der Staub nur in den unteren Luftschichten deutlich sichtbar war. (Bild Benjamin Bachmaier) Im Gegensatz zu normalen Streckenflügen, welche die Segelflieger mit Hilfe der Thermik durchführen, wo sie an sehr guten Tagen frühestens gegen halb zehn starten können, da vorher die Sonne noch nicht genügend Kraft hat, um die Thermik zu erzeugen, ist an Tagen, wie es sie am Karsamstag und Ostersonntag gab, wo der Föhn Wind die Auftriebsquelle für die Piloten darstellt, lediglich das Tageslicht der limitierende Faktor, da der Wind Tag wie Nacht weht. Um die maximal mögliche Flugzeit zur Verfügung zu haben, hob Benjamin Bachmaier (33), am Karsamstag kurz nach Sonnenaufgang um 6:12 Uhr hinter dem von Jan Falkenberg gesteuerten Schleppflugzeug ab. Da das gute Windsystem, wo der Südwind senkrecht zu den Bergzügen weht und somit den optimalen Aufwind liefert ab dem Karwendel zu erwarten war, schleppte man bis Mittenwald. „Der Abflugpunkt für einen deutschen Klassenrekord muss in Deutschland liegen“, erklärt Benjamin Bachmaier die Wahl des in dem Flugdatenrekorder, der den ganzen Flug mit Hilfe von GPS Daten aufzeichnet, gespeicherten Abflugpunktes. Ohne Probleme bis zur ersten Wende im Osten Das Windsystem hatte sich optimal ausgebildet und es konnten auch erste Wellenaufwinde genutzt werden. Ähnlich wie im fließenden Wasser hinter einem Stein bilden sich auch in der Luftströmung hinter einem Berg Wellen aus, in denen die Segelflugpiloten steigen. Bachmaier fand im Karwendel einen guten Wellenaufwind, den er durch eine Freigabe der Fluglotsen bis auf 4800m Höhe nutzen konnte. Über das Salzachtal flog er weiter in den Wellen des Alpenhauptkamms zügig Richtung Osten vor und wendete kurz vor neun Uhr nördlich von Zeltweg an seinem ersten im Flugdatenrekorder deklarierten Wendepunkt. Sahara Staub beeinträchtigt die Sicht im Flug "Der Saharasand in der Luft war teilweise extrem, sowas hab ich noch nie erlebt und ich dachte am Vorabend dass wir wahrscheinlich bei Null Sicht gar nicht starten können. Es war dann nicht so schlimm wie befürchtet, insbesondere in 4000-5000m Höhe war man deutlich über dem Staub, aber trotzdem war es sehr ungewöhnlich und teils etwas gespenstisch," beschreibt Bachmaier die ungewöhnliche Wetterlage. Nach seiner ersten Wende machte sich Bachmaier auf Westkurs und erreichte seinen zweiten Wendepunkt kurz vor der Grenze zu Liechtenstein im Montafon, wo er sich um halb eins wieder auf Ostkurs machte, um nochmals bis nördlich von Zeltweg zu fliegen. Diesmal nutze er allerdings teilweise den Hangaufwind an der Nordkette nördlich von Innsbruck, bevor er an den Leoganger Steinbergen wieder ins Wellensystem einstieg. Als er um 15:15 Uhr zum dritten Mal wendete, lag Bachmaier deutlich vor dem Zeitplan, daher machte er zwischen Zillertal und Zell am See nochmals ein sogenanntes Jojo und verlängerte seinen Flug auf insgesamt 1459km. Für den Europarekord zählen jedoch nur die drei deklarierten Wendepunkte und eine Strecke von 1250km. Nach zwölfeinhalb Stunden Flug landete Bachmaier um 18:40 Uhr überglücklich wieder in Königsdorf, wo ihm Mathias Schunk, der an diesem Tag wegen eines technischen Problems nach nur kurzer Flugzeit wieder landen musste, als einer der ersten gratulierte. Schunk hatte bis zu diesem Zeitpunkt den Europarekord für Flugzeuge bis 15 Meter Spannweite mit 1224 km gehalten, den Bachmaier nach 12 Jahren nun um 26km überboten hat. Schunk ist aber weiter Inhaber des Europarekordes in der offen Klasse über 1591km. "Der Flug war viel komplexer als die großen Flüge Ende Oktober und Anfang März, weil jetzt im Frühling die Thermik einigen Einfluss auf die Wellensysteme hat. Auch die Situation mit der Flugsicherung wegen dem extremen Verkehr in Innsbruck hat es wirklich schwer gemacht ohne Zeitverlust zu den deklarierten Wenden zu kommen," resümierte Bachmaier nach dem Flug, erschöpft aber überglücklich. |
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